Depressionen
Depressive Erkrankungen F32/F33/F34
Symptomatik
Zentrale Symptome der affektiven Störungen sind unter anderem Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, Interessensverlust, Hoffnungslosigkeit, Antriebsmangel, Ängstlichkeit, vermindertes Selbstwertgefühl und –vertrauen, Schlafstörungen, verminderter Appetit, Unruhe, Schuldgefühle, einseitiges, selektives Denken, generalisierte Überzeugungssysteme, Libidoverlust…
Depressive Syndrome treten oft in Verbindung mit anderen Erkrankungen auf (Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen, Essstörungen, chronische Krankheiten, Zwängen ...).
Behandlungsziele
1. Grundelemente: kooperatives Arbeitsbündnis, Vertrauen, Transparenz über
Vorgehensweise, Informationsvermittlung, spezifische Psychoedukation (ABC-Modell
von Ellis, Depressionsspirale), Unterstützung, Entlastung.
2. Aktivitätsaufbau: Erhöhung angenehmer Erfahrungen anhand der Liste positiver
Aktivitäten, Abbau belastender Erfahrungen, geplante, teilzielorientierte, schrittweise
Heranführung an positiv verstärkende Aktivitäten, Aufbau von Genussfähigkeit z.B
gemäß des Genusstrainings nach Lutz, kurzfristige Problemlösung,
Konfliktbewältigung.
3. Kompetenzsteigerung: Schulung sozialer Wahrnehmung, adäquater Ausdruck eigener
Gefühle und Kognitionen und Durchsetzung eigener Bedürfnisse,
Kommunikationsübungen, Kontaktaufbau, Verbesserung von sozialer Sicherheit.
4. Kognitionsänderung: Erfassen von Ereignissen und Aktivitäten, die Verstärkerwert
haben;
Entdecken negativer Gedanken (immer wenn – dann ...); Emotionale Entlastung durch
Wahrnehmung und Ausdruck von Gefühlen wie Wut, Trauer, Hilflosigkeit ... ;
Realitätstesten, Identifizierung und Kontrolle depressionsfördernder Verhaltenweisen
und Aktivitätsmuster; vermehrte Selbstkontrolle als Prophylaxe durch neue
Erfahrungen
und Strategien; Erkennen fehlerhafter, verzerrter und nicht realitätsangemessener
Gedanken, Bewertungen, Schlussfolgerungen und Ursachenzuschreibungen sowie
Prüfung auf deren Realitätsgehalt (Kognitive Probe) und Veränderung.
5. Stabilisierung: Vorbereitung auf Krisen, Anwendung auf Zukunft, Einbau in den Alltag.
Behandlungsmethoden
1. Tages- und Wochenpläne (Selbstbeobachtung) zur Erfassung von Ereignissen, die
Verstärkerwert haben (daraus erwächst das Verständnis für die Beziehung zwischen
Befinden und Aktivitäten. Aktivitätsaufbau nach Hautzinger).
2. Aktivitätsaufbau (gestuftes Vorgehen, realistische Standards), Tagebuch führen mit
Bewertung der Aktivitäten
3. Soziale Kompetenz: Rollenspiele und Verhaltensübungen zur Verbesserung der sozialen
Wahrnehmung, sozialer Fertigkeiten und selbstsicherer Verhaltensweisen. Übungen
aus dem Selbstsicherheitstraining, wie nein-sagen-können, Gefühle ausdrücken, Kritik
üben, Wünsche äußern, Lob ausdrücken, Hausaufgaben im Rahmen des sozialen
Komepetenztrainings nach Hinsch und Pfingsten und/oder des ATP nach Ullrich &
Ullrich de Muynck, Selbstwertaufbau und Selbstfürsorge nach Potreck-Rose und Jacob
4. Kognitive Therapie der Depressionen nach Beck (kognitive Triade: negative Sicht der
eigenen Person, der Umwelt / Erfahrungen und der Zukunft) zur Modifikation negativer
kognitiver Schemata / Realitätsprüfung im sokratischen Dialog und mittels der
rationalemotiven Therapie nach Ellis (ABC-Modell). Protokoll negativer Gedanken
(Situation, Gefühle, automatische Gedanken, Rationale Gedanken, Ergebnis nach
rationalen Gedanken angeben); Kognitives Neubenennen
5. Problemlösetraining, Konfliktbewältigungstraining
6. Verhaltensübungen, Probehandeln, zunehmende Verselbständigung und Umgang mit
Rückfall, Rückfallprophylaxe durch die achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie zur
Rückfallprophylaxe bei Depression nach Segal, Williams und Teasdale, sicherer Ort,
Entspannungsübungen (PMR, autogenes Training, Atemübungen)