Somatoforme Störungen
Somatoforme Störungen F45
Symptomatik
Als Somatoforme Störungen werden körperliche Beschwerden bezeichnet, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Dabei stehen neben Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung Schmerzsymptome an vorderster Stelle, gefolgt von Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, sexuellen und pseudoneurologischen Symptomen.
Somatoforme Störungen können sich in einer Vielzahl von Symptomen äußern:
- im Bereich der Atmung z. B. als Gefühl der Atemhemmung, Globus, Halsenge, Luftnot
im Bereich des Herzkreislaufsystems z. B. Druckgefühl, Stiche, Beklemmungsgefühl in
der Brust, Herzstolpern
- im Magen-Darm-Trakt (Reizmagen und Reizdarm): Übelkeit, Völlegefühl,
Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten
- in der Gynäkologie (chronische Unterbauchschmerzen, Pelvipathiesyndrom):
Schmerzen im Unterbauch mit Ausstrahlung in Leisten und Kreuzbein
- in der Urologie (Reizblase, Urethralsyndrom, Prostatadynie): Häufiges und/oder
schmerzhaftes Wasserlassen, Gefühl erschwerter Miktion, Schmerzen im
Unterbauch/Damm
- als Somatoforme Schmerzstörung: Anhaltende Schmerzen ohne erklärenden
körperlichen Befund
Häufig handelt es sich um Symptome, die auf eine starke Erregung des autonomen Nervensystems zurückgeführt werden können. Aber auch Fehlfunktionen, die über das nicht-autonome Nervensystem vermittelt sind, wie Zittern und muskulärer Hartspann oder Abweichungen im Hormonsystem sind zu beobachten. Daneben findet man bei Klienten mit somatoformen Störungen nicht selten andere psychische Störungen, insbesondere depressive Störungen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen.
Behandlungsziele
1. Vertrauen aufbauen, Psychoedukation und Vermittlung eines biopsychologischen
Krankheitskonzepts, Steigerung der körperlichen Belastungsfähigkeit sowie der Abbau
der körperbezogenen Fokussierung, damit verbunden Aufbau von Ressourcen
2. Informationen zusammentragen, um sich ein individuelles Modell der Symptomatik zu
machen (mit Hausaufgaben)
3. Veränderung dysfunktionaler Einstellungen und Interpretationen zur körperlichen
Wahrnehmung, Aufbau eines Verständnisses für den Zusammenhang zwischen
ängstlichen Kognitionen, der verzerrten Wahrnehmung und weiteren somatischen
Symptomen
4. Erarbeiten einer hilfreicheren bzw. realistischeren Einstellung, Restrukturierung
kritischer Überzeugungen
5. Aufbau der Selbst- und Körperwahrnehmung/Verbesserung des emotionalen Zugangs
6. Reduktion und aktive Bewältigung der Symptomatik durch Entspannungsverfahren
7. Steigerung der Selbst- und Krankheitsakzeptanz, Steigerung der Sensibilität für
Rückfälle
8. Abbau des Schonverhaltens
Behandlungsmethoden
1. Informationssammlung, Vertrauensaufbau durch Empathie und ernst nehmen der
somatischen Beschwerden – genaue Exploration, Ressourcenorientierung,
Wertschätzung/Psychoedukation hinsichtlich der Vermittlung eines individuellen
Störungskonzeptes mit besonderem Gewicht auf dem Zusammenhang von Kognition,
Emotion und physiologischen Korrelaten
2. Schmerz-/Symptomtagebuch
3. Übungen zur Aufmerksamkeitslenkung nach Bleichhardt und Weck, Zusammenhang
zwischen Aufmerksamkeitsfokus und verstärkter Wahrnehmung verdeutlichen,
Fokussierung wird von Innen- auf die Außenwelt verlegt (z.B. Sinnenspaziergang)/
Demonstrationen zum Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen und logische
Analyse von Gedanken und Interpretationen (z.B. ABC-Modell nach Ellis)
3. Zur besseren Körperwahrnehmung und Entspannungswahrnehmung,
Biofeedback/Training emotionalen Selbstzugangs
5. Entspannungsverfahren (PMR, Autogenes Training, Imaginationstechniken,
Atemübungen etc.)
6. Achtsamkeitsübungen nach Segal, Williams und Teasdale, Wahrnehmen ohne zu
bewerten
7. Aktivitätenaufbau (Genusstraining, Liste angenehmer Aktivitäten)