Posttraumatische Belastungsstörung
Posttraumatische Belastungsstörung F43.1
Symptomatik
Kennzeichnend ist eine Symptomtriade aus:
- Belastendem Wiedererleben (Intrusionen)
- Vermeidung traumarelevanter Reize
- Zeichen autonomer Übererregung
Belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (Raub, Mord, Krieg, Vergewaltigung, Unfälle etc). Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Albträumen, die vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz, die wenige Wochen bis Monate dauern kann. In wenigen Fällen nimmt die Störung über viele Jahre einen chronischen Verlauf und geht dann in die Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung über.
Behandlungsziele
1. Vertrauen aufbauen, Psychoedukation über die üblichen Folgen einer Traumatisierung
zur Entlastung und zur Depathologisierung der Symptomatik („nicht verrückt“),
Stabilisierung
2. Ressourcen besprechen (Freunde, Hobbies, gesunde Bereiche…)
3. Informationen zusammentragen, um sich ein individuelles Modell der Symptomatik zu
machen (mit Hausaufgaben); Aktivierung von Intrusionen und einhergehender
Emotionen und Kognitionen (Klient macht die Erfahrung, dass er sich auf kontrollierte
Weise an Teile des Traumas erinnern kann)
4. Veränderung dysfunktionaler Einstellungen und Interpretationen zum Trauma und
seinen Folgen
5. Abbau kognitiver und behavioraler Vermeidung traumarelevanter Stimuli
6. Erarbeiten einer hilfreicheren bzw. realistischeren Einstellung, Restrukturierung
kritischer Überzeugungen
7. Aufbau der Fähigkeit, Intrusionen mit geringer subjektiver Belastung zu erleben
8. Integration und Neuorientierung
Behandlungsmethoden
1. Informationssammlung, Vertrauensaufbau durch Empathie, Ressourcenorientierung,
Wertschätzung/Psychoedukation über Folgen einer Traumatisierung, unter Umständen
Anwendung von Entspannungsverfahren (PMR), Imagination zum sicheren Ort
2. Tagebuch zu Intrusionen führen
3. Demonstrationen zum Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen und logische
Analyse von Gedanken und Interpretationen
4. Aufbau von Distanzierungsfertigkeiten z.B. Tresorübung, Innerer Helfer, Konfrontation
mit den traumatischen Reizen; Exposition in sensu und/oder in vivo (sofern ethisch
vertretbar und von dem Klienten gewünscht). Im Rahmen verhaltenstherapeutischer
Methoden Einsatz von EMDR nach Shapiro
5. Identifikation und Veränderung dysfunktionaler Kognitionen im sokratischen Dialog
und durch geleitetes Entdecken
6. Generalisierung und erneutes Üben der neu erlernten Bewältigungsstrategien.
Besprechung kommender möglicher Belastungen und Vorbereitung entsprechender
Bewältigungsstrategien
7. Integration und Neuorientierung vor dem Hintergrund einer Rückfallprävention